Orange Peel Weekly #29

Eine wöchentliche Playlist der Orange Peel-Redaktion mit Songs für einen vereinfachten Wochenstart.

Jeden Montag präsentiert dir ein*e Orange Peeler*in ihre aktuellen Neuentdeckungen und bewährte Perlen aus der eigenen Musikkollektion in einer Playlist, um dir den Wochenstart zu vereinfachen. Dieses Mal von Ramon mit einem Addendum zum vergangenen Jahr.

Jahresbestenlisten sind ein übler Etikettenschwindel. Tatsächlich decken sie kaum je alle 365 Tage an neuveröffentlichter Musik ab. Es sind eher zehneinhalb bis elf Monate. Denn die Bestenlisten werden im November geplant, und spätestens Anfang Dezember veröffentlicht. Schliesslich will keine Publikation die letzte Bestenliste veröffentlichen, natürlich auch Orange Peel nicht. Nur den frühsten Bestenlisten ist die Aufmerksamkeit sicher. Das bedeutet, dass jede Liste potenziell unvollständig ist und die beste Musik des Jahres nicht in Gänze abbildet. Releases von Ende November bis Dezember werden kaum je in irgendeiner Jahresbestenliste berücksichtigt. Was eine Fülle von Künstler*innen jedoch keineswegs davon abhält, weiterhin spannende Musik in den letzten Tagen des Jahres zu veröffentlichen. Diesen neuen Releases sollen hier hervorgehoben werden. Ob sie’s in eine Jahresbestenliste geschafft hätten? Das lässt sich so kurz nach Release nicht sagen. Doch das Potenzial dazu besteht.

Moor Mother & Billy Woods: Brass

Moor Mother ist eine der produktivsten Musiker*innen des Jahres. Sie veröffentlichte bereits Noise-Rock- und Free-Jazz-Alben, nun lässt sie in Kollaboration mit Billy Woods ein vergleichsweise zugängliches Hip-Hop-Album folgen. Dank Produktionen von Preservation oder The Alchemist fügt sich das Album in die Szene von sozialkritischen, experimentierfreudigen Rapper*innen der Ostküste ein. Davon sind Navy Blue, Mach-Hommy und Elucid als Feature-Gäste an Bord. Dabei thront Moor Mothers theatrale Delivery über den frickeligen Instrumentals und liefert den Kontrast zu Billy Woods’ ausschweifenden Raps. Ein Album, das die Hörer*innen am Kragen packt und sie über 15 abwechslungsreiche Tracks nicht mehr loslässt.

Moor Mother & Billy Woods Brass erschien am 11. Dezember über Backwoodz Studioz.

Haiyti: Influencer

Haiytis bestes Album bislang. Von Club-Bangern über Emo-Trap bis Baile-Funk-Hymnen: Das Album vereint die bekannten Stärken der Rapperin mit neuen Ansätzen, die genauso gut gelingen. Tracks wie «Benzin», «Kokaina», oder «Holt mich raus hier» zeigen nicht nur eine technisch virtuose Rapperin auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, sie offenbaren auch eine emotionale Komplexität, die im deutschsprachigen Rap ihresgleichen sucht.

Haiyti’s Influencer erschien am 4. Dezember über Warner Music.

Aero Flynn: Madeline

Fünf Jahre nach dem vielversprechenden Debüt, veröffentlicht Josh Scott alias Aero Flynn sein neuestes Werk Madeline. Die mitreissenden Elektro-Soul-Folk Stücke erinnern auch hier stark an Bon Iver. Kein Wunder: beide Nusiker stammen ursprünglich aus Eau Claire in Wisconsin, teilen eine langjährige Freundschaft und Justin Vernon war als Produzent an beiden Alben von Aero Flynn beteiligt. Im Vergleich zum Vorgänger klingt Madeline jedoch elektronischer und verspielter, gleichzeitig aber auch verträumter. Trotz der Kürze von nur 21 Spielminuten ist Madeline von Aero Flynn ein triumphalen Erfolg.

Aero Flynn’s Madeline erschien am 25. Dezember über AmateurMusic.

Alaska Reid: Big Bunny

Das Debütalbum der amerikanischen Singer/Songwriterin Alaska Reid verkörpert grossartigen Indie Pop, der bewusst zwischen grossen Stadion-Hymnen und intimen Bedroom-Pop Perlen abwechselt. Vor allem bei Songs wie «Warm» spürt man diese nuancierte Herangehensweise an Pop, der mit jugendlichem Reiz spielt, jedoch auch von reflektierter Reife zeugt. Produziert wurde das Album mit Hilfe von PC Musics A.G. Cook, welcher auf seinem letzten Album ganz ähnliche Stücke veröffentlichte.

Alaska Reid’s Big Bunny erschien am 11. Dezember über Terrible Records.

Mica Levi: Ruff Dog

Laut brüllt der Hund auf Mica Levi’s erstem Non-Soundtrack Soloalbum. Durch und durch spielt Mica Levi auf Ruff Dog mit zwei musikalischen Themen – zum einem krächzig lautem Grunge Rock und zum anderen verstrahltem Lo-fi Dream-Pop. Das Album entstand laut Pressemitteilung in knapp 6 Stunden Studio-Geblödel und fühlt sich teils auch so verblendet und roh an. Doch genau darin steckt der Zauber des genrebiegenden Pops und den entzückenden Lo-Fi Melodien auf Mica Levi’s Ruff Dog.

Mica Levi’s Ruff Dog erschien am 16. Dezember.

Die besten Tracks der oben genannten Alben sowie weitere Perlen von Ende letzten Jahres lassen sich in der «Weekly»-Playlist anhören:

Die Playlist wird wöchentlich auf Spotify aktualisiert. Illustration der Orangepeeler*in und Cover von Cÿ d‘orange.