Mnevis: The Course of Events

Was Mnevis mit ihrem neuen Album The Course of Events abliefern ist wortgetreu grosses Kino.

Mnevis sind ein Quartett aus dem Kanton Aargau, welches sich schon seit Sandkastenzeiten kennt. Mit ihrem Debütalbum Episodes veröffentlichten sie bereits 2019 ein federleichtes Gitarren-Pop-Album mit exotischen Klangspielereien. Nun erschien ihr Nachfolgealbum The Course of Events, welches einen reifen Wandel herausspüren lässt.

Mit dem Song «Moviestar» legte das Quartett letztes Jahr einen alternativen Spätsommer-Hit mit heissblütigen Gitarrenriffs vor. Die verträumten Gitarren sind teilweise auch auf den restlichen Songs des neuen Langspielers präsent – anzusiedeln irgendwo zwischen den ausufernden Saitenharmonien à la Real Estate und den texturreichen, getriebenen Melodien von The War of Drugs. Beim Hören von The Course of Events kommen Fernwehgedanken auf, welche schwermütig, aber auch optimistisch klingen. «Star Wars» beispielsweise versprüht mit seinem Salsa Beat eine ungestüme Vorfreude, während die Songs «Halden» oder «Move» sich anhören, als ob der lang geplante und dann doch geplatzte, letztjährige Roadtrip über die aufgeheizten und staubigen Asphaltstrassen Richtung Süden nur noch in den eigenen Vorstellungen möglich scheint.

Auf The Course of Events experimentieren Mnevis auch mit anderen Einflüssen: Komplexere Songs wie «Dallenbach» oder «Move» beispielsweise erinnern stark an Radioheads elektronische Spielereien auf dem Album In Rainbows, welches 2007 erschien. Auch Mario Hännis charakteristischer Gesang hat stilistisch was von Thom Yorke. In «No Gravity» begibt man sich in atemberaubende Höhen, während die Welt weit unten wie eine verlassene Kirmes zurückbleibt. «Dream» dagegen klingt wie ein sub-tropischer Rausch auf unbekannten Substanzen und hätte so auch gut auf das letzte Album Azul der Labelkollegen Alois gepasst.

Insgesamt stellt sich The Course of Events als ein vielschichtiges und cineastisches Gesamtwerk heraus, welches sich spätestens im Closer «In Orbit» von jeglicher Gravitation befreit. Ein schöner Abspann eines vielschichtigen Filmes, welcher sich im von Sehnsucht geplagten Kopfkino abspielt.

Mnevis The Course of Events erschien über Red Brick Chapel und gibts auf Bandcamp, sowie allen gängigen Streamingplattformen. Mnevis sind auch Teil des Orange Peel Agency Rosters.